Die Kirche zum hl. Ulrich in Plars
Inmitten von Weinreben und Apfelbäumen, befindet sich auch die kleine Kirche zum hl. Ulrich, eine malerische spätgotische Kirche. 1493 wird das Gotteshaus erstmals urkundlich erwähnt und gehörte damals zum bayerischen Kloster Sankt Mang in Füssen. Darauf lässt sich auch der Name des Schutzpatrons dieser Kirche ableiten, St. Ulrich, der ja Bischof von Augsburg war und um 955 bei der Schlacht am Lechfeld die Hunnen besiegte und somit das Abendland vor weiteren Verwüstungen rettete.
Die Kirche dürfte allerdings um einiges älter als 1493 sein, denn bereits 1357 wird im Stadtarchiv von Meran ein „Konrad Maier zu St. Ulrich“ genannt und 1388 drückt sich noch deutlicher das Urbar das Burggrafen auf Schloss Tirol aus, wo „Meier zu St. Ulrich in Pleurs“ ans Zinspflichtiger aufscheint. Für die Erhaltung der Kirche standen eigene, alljährlich eingehende Einkünfte bzw. Zinse zur Verfügung.
Das äußere Erscheinungsbild der Kirche
Der Aufgang zur Kirche inmitten von Weinbergen ist einmalige, wie auch der Südeingang mit dem Freskoschmuck. Am Ende des Treppenaufganges befinden sich zwei Säulen mit Darstellungen von St. Florianus von Matsch und St. Urban.
Die Kirche zum hl. Ulrich ist ein schlichter gotischer Bau mit einem seitlich in die Fassade einspringenden 33 Meter hohen Spitzturm. Ohne Zweifel steht sie auf den Grundmauern einer romanischen Kirche des Mittelalters. Der Turm hat noch Stilformen des 14. Jahrhunderts und einen spätgotischen Abschluss.
Die Fresken
Über dem steinernen Torbogen des Südeinganges befindet sich ein Fresko des Kirchenpatrons St. Ulrich, das ihn auf einem Steinthron sitzend darstellt. Zwei Engel stehen in den Thronlaibungen. Einen Bezug zur Aufgabe des Bischofs als Lehrer, Hirte und Priester stellt die darüberliegende Darstellung Mariä Verkündung her. Sie ist einzigartig, weil bei der Erscheinung des Erzengels Gabriel zu Nazareth auch der hl. Josef mit dargestellt ist; eine ikonografische Besonderheit!
Der Maler dieser Fresken gehört jener Schule an, die im Gefolge des Meisters Wenzelaus um 1415 in der Meraner Gegend am Werke war. Die Plarser Malereien gehören zu den qualitätsvollen Schöpfungen am internationalen Stil der höfischen Gotik, die sich durch einen weichen Stil und schöne Madonnen kennzeichnet.
Die vierzehn Stationen des Kreuzweges Christi, die sich rund um die ganze Kirche befinden, sind barocke Freskoarbeiten des Malers Wengenmayer.
Das Kircheninnere
Der Zugang zur Kirche führt jetzt von Westen her in eine kleine Vorhalle, die durch ein aus Sicherheitsgründen angebrachtes Schmiedeisengitter abgetrennt ist, um die Betrachtung des Innenraumes zu ermöglichen. Das Kircheninnere ist durch einen Umbau des 17. Jahrhunderts geprägt. An Stelle der gotischen Gewölbe trägt jetzt eine flache Decke ein Gemälde von Johann Pescoller in Temperaturtechnik aus dem Jahre 1948. Pescoller gehört zu den bedeutendsten Kirchenmalern unserer Zeit.
Das Deckenfresko zeigt die Kirche mit einigen Höfen und Porträts von dankbaren Bewohnern von Plars unter dem Schutzschild des hl. Herzen Jesu, das sie vor den Gräueln des zweiten Weltkrieges verschont hat.
Der Hochaltar
Blickfang im hellen Betraum ist der Hochaltar, eine luftige Barockarbeit mit Seitentüren, zwei freistehenden Pilastern, einem merkwürdig gestauchten Giebel mit Blumenvasen als Abschluss. Das Hochaltarblatt zeigt den hl. Ulrich mit der Muttergottes und dem Jesukind vor einer duftig gemalten Vedute der Ortschaft Plars.
Die über den Seitentüren stehenden Holzskulpturen sind links der hl. Franz Xaver, Apostel der Negersklaven und rechts der hl. Magnus mit dem Drachen, Stifter des Klosters Man zu Füssen.
Im Giebelbild sind die hl. Anna und der hl. Joachim, die Eltern Mariens dargestellt; an der Decke der hl. Geist in Form einer Taube. Links im Chorgewölbe hat Johann Pescoller den hl. Ulrich mit Evangelienbuch, Ulrichskirche und Fisch dargestellt, rechts den hl. Urban mit Traube als Weihpatron. Das Kommunionsgitter ist dem Biedermeierstil zuzuordnen und schließt den Chor ab.
Text und Bilder entnommen aus: „Die Kirche zum heiligen Ulrich in Plars“ von Karl Gruber (1989)